Martin Gollmer
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Themen - Energie


17-02-2010 | Atomenergie: Klimafreundlich und trotzdem problembehaftet


In den USA und anderswo bahnt sich eine Wiederbelebung der Atomenergie an. Weil Kernkraftwerke kein Kohlendioxid ausstossen, gelten sie als klimafreundlich. Aber die Endlagerung radioaktiver Abfälle ist nach wie vor ungelöst. Und Unfälle, die trotz weit reichender Sicherheitsvorkehrungen nicht ganz auszuschliessen sind, können katastrophale Folgen haben.

Die Chancen, dass in den USA nach drei Jahrzehnten wieder neue Atomkraftwerke gebaut werden, sind deutlich gestiegen. Grund dafür ist eine Bürgschaft in der Höhe von 8,3 Mrd. $, welche die Regierung für ein Projekt im Bundesstaat Georgia gesprochen hat. Kreditgarantien für weitere Vorhaben dürften demnächst folgen. Die Bürgschaft der Regierung macht es möglich, dass für die Projekte einfacher und günstiger Geld aufgetrieben werden kann. Die Finanzierung von AKW-Vorhaben gilt wegen der damit verbundenen hohen Beträge und Ausfallrisiken als schwierig. Das Investitionsvolumen des Projektes in Georgia beläuft sich auf 14,5 Mrd. $.

Die USA verfügen zwar mit 104 Reaktoren über den global grössten Nuklearpark, hinken aber beim Bau neuer AKW hinterher. Weltweit werden zurzeit 56 Kernkraftwerke hochgezogen, davon rund die Hälfte in Asien. Nur eines wird in den USA konstruiert; für 28 weitere bestehen Pläne. Der Bau neuer Nuklearreaktoren ist in den USA nach dem Unfall im AKW Three Mile Island in der Nähe von Harrisburg im Jahr 1979 praktisch zum Stillstand gekommen.

Die Atomenergie hat wieder Auftrieb erhalten, seit die Welt gegen den Klimawandel ankämpft. Der Betrieb von AKW verursacht nämlich im Gegensatz zu den in den USA und anderswo weit verbreiteten Kohle- und Gaskraftwerken keine Emissionen des schädlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2). US-Präsident Barack Obama wies bei der Bekanntgabe des Bürgschaftsentscheides aber darauf hin, dass die Atomenergie auch mit Problemen behaftet ist – darunter an erster Stelle die auch in den USA ungelöste Endlagerung radioaktiver Abfälle. Solange dieses Problem nicht gelöst ist, sollten eigentlich keine neue AKW gebaut werden dürfen. Zudem müsste die Finanzierung der Endlagerung in die Kostenrechnung der AKW-Betreiber einfliessen – genau gleich, wie der Ausstoss von CO2 den Betreibern von Kohle- und Gaskraftwerken Kosten verursachen sollte. Das würde die Kostenwahrheit bei der Stromproduktion erhöhen und die Marktchancen von umwelt- und klimafreundlich produziertem Strom aus Solar- und Windkraftwerken erhöhen.

Atomenergie hat noch ein schwerwiegendes Problem: Die katastrophalen Folgen, die ein Unfall in einem AKW haben kann. Zwar ist die Sicherheit von Nuklearreaktoren laufend verbessert worden und hat einen hohen Stand erreicht, aber ein Restrisiko bleibt. Auch die in der Schweiz weit verbreitete Wasserkraft kennt ein solches Risiko – eine Staumauer kann brechen. Aber nach einem solchen Ereignis kann schon am folgenden Tag mit Aufräumen begonnen werden. Und wer die Flutwelle überlebt hat, muss nicht weiter um seine Gesundheit fürchten. Ein Unfall in einem AKW kann dagegen ganze Landstriche auf Jahre hinaus radioaktiv verseuchen und unbewohnbar machen sowie die Gesundheit der betroffenen Menschen und ihrer Nachkommen ein Leben lang beeinträchtigen – Tschernobyl hat es gezeigt.

Quelle: US Department of Energy, 16. Februar 2010



Website des US-Energieministeriums