Martin Gollmer
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Themen - Schweiz / Europa


24-05-2012 | 82% der Schweizer gegen einen EU-Beitritt


Die Skepsis der Schweizer Bevölkerung gegenüber der EU steigt. Die meisten halten es für «einen Segen», dass die Schweiz kein Mitglied der Europäischen Union ist. Führungskräfte sind der EU gegenüber jedoch positiver eingestellt als der Rest der Schweizer. Das zeigt eine Umfrage des Forschungsinstituts M.I.S. Trend.

Für die grosse Mehrheit der Schweizer sind Verhandlungen über einen Beitritt zur Europäischen Union derzeit kein Thema. Das zeigt eine Umfrage des Lausanner Forschungsinstituts M.I.S. Trend im Auftrag der welschen Zeitung «L’Hebdo». Demnach sind 82% der Schweizerinnen und Schweizer gegen Beitrittsgespräche. Vielmehr begrüssen sie den Status quo mit den bilateralen Abkommen. Vor einem Jahr noch waren es in einer Umfrage desselben Forschungsinstituts erst 72%, die Verhandlungen mit der EU ablehnten.

Die Ergebnisse der neuen Umfrage zum Thema Europa werden am 24. Mai 2012 an der Tagung «Forum des 100» in Lausanne diskutiert und erscheinen im «Tages-Anzeiger», in «Der Bund», «L’Hebdo» und «Il Caffè». Am Treffen nehmen rund 850 Persönlichkeiten teil, unter ihnen SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Für die Umfrage befragte M.I.S. Trend zwischen dem 17. und 30. April 2012 507 Deutschschweizer, 500 Romands und 200 Tessiner telefonisch. Zudem wurden 300 Führungskräfte aus der ganzen Schweiz interviewt. Sie sind schweizerischer oder ausländischer Herkunft und arbeiten unter anderem in Wirtschaft, Verwaltung, Kultur und Politik.

Im Vergleich zur Mehrheit der Schweizer stehen die Führungskräfte der EU positiver gegenüber. Doch auch von ihnen will mehr als die Hälfte (51%) am Status quo festhalten. Allerdings bestehen deutliche Unterschiede bei der Bewertung eines allfälligen Beitritts zur EU. So sind 54% der Führungskräfte der Ansicht, ein Beitritt würde für die Schweiz eine Chance darstellen, an der Gestaltung Europas mitzuwirken. In der Bevölkerung hingegen sind nur 24% dieser Ansicht.

Auch die Auswirkungen eines allfälligen EU-Beitritts auf das Inland werden unterschiedlich beurteilt: 51% der Bevölkerung gegenüber 28% der Leader rechnen damit, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Schweiz dadurch geschwächt würde. Und während 53% der Bevölkerung davon ausgehen, dass ein EU-Beitritt den nationalen Zusammenhalt schwächen würde, sind nur 40% der Führungskräfte dieser Ansicht.

Befragt nach der Zukunft der Europäischen Union, bezweifeln 41% der Bevölkerung, dass diese eines Tages nach einem föderalen System «à la Schweiz» organisiert sein wird. Weitere 28% glauben sogar «sicher nicht» daran. Anders beurteilen die Leader die Zukunft der Union: Für 44% ist eine Organisation nach föderalem System zu einem späteren Zeitpunkt «wahrscheinlich». Die aktuelle Position der Schweiz ausserhalb der EU beurteilt eine grosse Mehrheit von 64% als einen «Segen». Dem schliessen sich 51% der Leader an.

Text: Simone Rau, Tages-Anzeiger