Martin Gollmer
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Themen - Journalismus & Medien


08-10-2011 | Schweizer Medien bieten zunehmend magere Kost


Mehr Softnews, viel Episodisches, wenig Einordnung, fehlende Quellentransparenz: So präsentiert sich der Journalismus 2011 in den Schweizer Medien gemäss der neuen Ausgabe des Jahrbuchs „Qualität der Medien – Schweiz Suisse Svizzera“.

„In der Pressearena der Suisse romande wie auch in jener der Deutschschweiz zeigt sich neben der klassischen Hardnewskultur, die in erster Linie durch die Abonnements- und Sonntagpresse getragen wird, eine Softnewskultur, die sich durch den Siegeszug der Gratismedien ausbreitet.“ So umreisst das Jahrbuch eine beunruhigende Entwicklung, die seit einiger Zeit in weiten Teilen der Schweiz zu beobachten ist. Zusammen mit der Bouelvardpresse bildeten die Gratiszeitungen heute die schweizerischen Mainstreammedien.

„Das tiefe Relevanzniveau der Boulevard- und der Gratispresse wird in der Informationsangebotsanalytik sichtbar durch die Ausrichtung auf Human Interest und Sport, durch starke Tendenzen zur Personalisierung und Privatisierung sowie durch eine episodische Berichterstattung, die beim Boulevard zusätzlich moralisch-emotional aufgeladen ist“, heisst es weiter im Jahrbuch.

Ausserdem zeigten beide Pressetypen eine äusserst niedrigere Quellentransparenz, insbesondere beim Umgang mit Texten von Nachrichtenagenturen. Es dominiere „eine ‚Copy-Paste’-Mentalität mit einer durchgängigen Quellenintransparenz, zudem oft verbunden mit einer boulevardesken Aufladung der Agenturmeldungen“, hält das Jahrbuch fest. Wenig Transparenz herrsche auch bei der Kennzeichnung jener Textpassagen vor, die auf Public Relations (PR) von Unternehmen beruhen. Nur 25% der Beiträge würden die Verwertung von PR-Informationen an prominenter Stelle nachvollziehbar machen.

Das Jahrbuch „Qualität der Medien – Schweiz Suisse Svizzera“ wird seit 2010 durch den Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich herausgegeben. Es soll eine Quelle bilden für Medienschaffende, Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie alle Interessierte, die sich mit der Entwicklung der Medien und ihren Inhalte auseinandersetzen wollen. Das Nachschlagewerk erscheint in gedruckter Form im Schwabe Verlag und ist ebenfalls als Online-Book erhältlich. Die Resultate können zudem in Auszügen unter http://www.qualitaet-der-medien.ch/ abgerufen werden. Auf dieser Plattform publiziert der fög regelmässig ergänzende Untersuchungen.



Website zur Qualität der Schweizer Medien