Martin Gollmer
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Themen - Journalismus & Medien


23-05-2012 | Inhalte im Internet wenig vertrauenswürdig


Eine Untersuchung der Universität Zürich zeigt ein geringes Vertrauen der Internet-Nutzer in nutzergenerierte Inhalte, Sorgen vor der Kontrolle durch Unternehmen und einen erheblichen Anteil an Leuten, die sich manchmal aufgrund von Medienkonsum im Haushalt unbeachtet fühlen.

Schweizer Internet-Nutzer schätzen insgesamt etwas mehr als die Hälfte der Inhalte im Internet als vertrauenswürdig ein. Die Bewertung der Vertrauenswürdigkeit unterscheidet sich jedoch deutlich nach Informationsquellen. Professionelle Informationsangebote (SRG, Regierungen, Behörden) werden als überwiegend glaubwürdig eingestuft. Nutzergenerierten Inhalten in sozialen Online-Netzwerken und Blogs wird deutlich weniger vertraut. Jüngere Internet-Nutzer vertrauen nutzergenerierten Inhalten jedoch überdurchschnittlich.

Für Schweizer Internet-Nutzer hat das Internet als Informationsquelle eine gleich hohe Bedeutung wie die Zeitung. Radio und Fernsehen sind als Informationsquellen weniger bedeutend. Mit der hohen Bedeutungszuweisung für die Zeitung nimmt die Schweiz international eine Sonderstellung ein. Als Unterhaltungsquelle wird dem Internet eine geringere Bedeutung beigemessen als dem Fernsehen und dem Radio. Die aller wichtigsten Informations- und Unterhaltungsquellen für die Schweizer Bevölkerung sind jedoch zwischenmenschliche Kontakte.

Schweizer Internet-Nutzer sind deutlich besorgter, dass ihr Internet-Verhalten von Unternehmen (Big Business) kontrolliert wird (43%) als von der Regierung (Big Brother) (28%). Sorgen bei der Internet-Nutzung nehmen mit dem Alter zu. Überdurchschnittlich besorgt zeigen sich auch jene Internet-Nutzer, die gemäss eigenen Einschätzungen über schlechte Fähigkeiten im Umgang mit dem Internet verfügen.

Internet-Nutzer verwenden im Wochenschnitt mehr Zeit für soziale Kontakte (Familie, Freunde und Vereine) als Nicht-Nutzer. Soziale Kontakte haben gemäss der Selbsteinschätzung der Befragten aufgrund der Internet-Nutzung eher zu- als abgenommen. Damit kann nicht pauschal bestätigt werden, dass sich die Internet-Nutzung zu Lasten sozialer Kontakte auswirkt.

23% bis 31% der Leute in Mehrpersonenhaushalten fühlen sich zumindest manchmal aufgrund von Medienkonsum im Haushalt unbeachtet. 3% bis 4% haben dieses Gefühl sehr häufig. Das Fernsehen wird hierbei am öftesten als Grund für ein Gefühl von Vernachlässigung genannt (31%), gefolgt von Internet (27%) und Telefonie (26%).

Das World Internet Project ist ein internationales, kollaboratives Wissenschafts-Projekt, das seit 1999 die Verbreitung und Nutzung des Internet im internationalen Vergleich erfasst. Die Schweiz hat 2011 mit dem World Internet Project – Switzerland (WIP-CH) erstmals am WIP teilgenommen und die Schweizer Bevölkerung zu ihrer Internet-Nutzung und ihren Einstellungen zum Internet befragt. Die Ergebnisse der Untersuchung werden als Themenberichte veröffentlicht. Diese widmen sich der Internet-Verbreitung und digitalen Bruchlinien in der SchweizInternet-Anwendungen und deren Nutzung sowie dem Thema Internet und Politik. Der neu vorliegende Bericht liefert Ergebnisse zum Vertrauen und den Sorgen der Schweizer Bevölkerung bei der Internet-Nutzung.

Das WIP-CH-Projekt wird von der Abteilung «Medienwandel & Innovation» (http://www.mediachange.ch/), des IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich unter der Leitung von Prof. Michael Latzer durchgeführt. Weitere Mitglieder des Projektteams sind: Natascha Just, Sulkhan Metreveli und Florian Saurwein. Das WIP-CH-Projekt wird vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) und vom Dekanat der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich unterstützt.



Themenbericht zu Vertauen und Sorgen bei der Internet-Nutzung in der Schweiz