Martin Gollmer
source : schlieren_biotech-center.jpg source : schlieren_limmat.jpg source : schlieren-zentrum.jpg source : schlieren_stadtpark.jpg source : schlieren-bio-technopark.jpg

Themen - Schlieren


01-04-2014 | Schlieren ist besser als sein Ruf


Schlieren gibt zu reden – aber meistens nicht positiv. Dabei hat die Limmattaler Vorortsgemeinde im Westen Zürichs viel zu bieten.

Victor Giacobbo und Mike Müller machen in ihrem satirischen „Spätprogramm“ im Schweizer Fernsehen regelmässig abschätzige Witze über Schlieren. An der Basler Fasnacht wird Schlieren in einem Schnitzelbank als Ort karikiert, an dem es noch freie Parkplätze für Freier gibt. Schlieren hat offenbar noch immer einen schlechten Ruf. Zu Unrecht, wie ich als Neuzuzüger nach knapp einem halben Jahr bezeugen kann.

Was hat mich und meine Partnerin bewogen, die wir beide in Zürich arbeiten, nach Schlieren zu zügeln? Erstens gibt es noch zahlbaren Wohnraum an guten Lagen. Zweitens ist die Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr hervorragend: Ab dem Bahnhof Schlieren verkehren S-Bahn-Züge im Viertelstunden-Takt nach Zürich. Wer im Nordwesten Schlierens wohnt, hat dasselbe Angebot auch noch ab dem nahegelegenen Bahnhof Urdorf. Nach Zürich fährt mit dichtem Fahrplan auch ein VBZ-Bus ab Schlieren Zentrum. Drittens ist Schlieren gut mit Läden versorgt – es gibt die Einkaufszentren Lilie und Parkside, den Engros-Einkaufsmarkt Aligro, das Handwerker-Eldorado Bauhaus. Daneben existieren weitere, kleinere Einkaufsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs. Viertens gibt es gute Restaurants in Schlieren – etwa das Stürmeierhuus, Rolli’s Steakhouse oder die Pizzeria Casa Amici, um nur diese drei zu nennen. Fünftens verfügt Schlieren über ein vielfältiges Vereinsleben, wie der Blick auf die entsprechende Liste auf der Website der Stadt zeigt. Sechstens kann man sich im Süden Schlierens im Wald und im Norden an der Limmat mit ausgedehnten Spaziergängen erholen.

Gewiss, es gibt auch Dinge in Schlieren, die nicht erfreuen: Die vielbefahrene Verkehrsachse Badener-/Zürcherstrasse, die die Stadt zweiteilt, das Zentrum Schlierens, das aus einem überdimensionierten, ununterbrochen von Autos umrundeten Kreisel mit unwirtlicher Wiese in der Mitte besteht, Abstellhalden von Auto-Occasionshändlern, vereinzelte Hochhäuser, die nicht ins Stadtbild passen. Doch diese unerfreulichen Dinge können den sonst guten Gesamteindruck nur teilweise trüben.

Schlierens schlechter Ruf stammt wohl aus einer Zeit, als die Industrie die Stadt noch prägte: Hier wurde in der Schweizerischen Waggonsfabrik das Rollmaterial der SBB hergestellt, Geistlich-Leim produziert und Zürich vom Gaswerk aus mit Energie versorgt. Das führte dazu, dass Schlieren viele einfache, kleine Leute anzog – vor allem Arbeiter und auch Ausländer.

Doch das war einmal. Die dreckigen Jobs sind längst weg, dafĂĽr wird heute im Biotechzentrum an neuartigen Medikamenten geforscht. Auf den Industriebrachen entstehen neue Wohnquartiere, die ein mittelständisches Volk anziehen – vermehrt auch Schweizer. Die Bevölkerungszahl wächst munter und knackt bald die Grenze von 20'000. Kein Wunder hat die Stadtregierung den Slogan geprägt „Schlieren – wo ZĂĽrich Zukunft hat“. Diese Stadt sollten sich die Witzereisser und Schnitzelbank-Dichter einmal anschauen.



Website der Stadt Schlieren